Flatow

Georg und Hedwig Flatow

Georg und Hedwig Flatow  waren zwei deutsche Sozialdemokraten, die „glücklich waren, sich an der schrittweisen Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung beteiligen zu können“ und dann ab 1933 brutal erfahren mussten, dass sie als Juden rechtlos und unerwünscht waren und auch als Sozialdemokraten verfolgt wurden. Sie wohnten mit ihrer Tochter Ilse in Schlachtensee in der Niklasstraße 5.

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Georg Flatow war Jurist und der führende Kommentator des Betriebsrätegesetzes von 1920, auf dem noch heute unser Betriebsverfassungsgesetz aufbaut.

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In einem Brief von Ernst Fraenkel an die Tochter der Flatows, der wie Otto Suhr u.a., zu den Freunden und Gesinnungsgenossen der Flatows gehörte,  beschreibt er die damalige gemeinsame Zeit und Arbeit: „Ich denke an die vielen Abende und Sonntagnachmittage, die wir in Zehlendorf verbrachten, vor und nach 1933, als die am meisten geschätzten Erinnerungen jener Jahre. Das „Haus Flatow“ war eine Institution. Es repräsentiert eine Idee. Heute klingt es wie ein Traum, dass das Buch Deines Vaters in den Grundstein dieses Haus gelegt wurde. Deine Eltern und wir haben zu diesem Zeitpunkt an die Möglichkeiten des sozialen Fortschritts in Deutschland geglaubt. Deine Eltern waren glücklich, sich an der schrittweisen Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung beteiligen zu können.“

Nach der Pogromnacht im November 1938 wurde auch Georg Flatow in das KZ Sachsenhausen verschleppt und kam durch die Zusage, umgehend Deutschland zu verlassen, im Dezember wieder frei. Im Februar 1939 emigrierte die Familie mit Hilfe eines guten Freundes nach Amsterdam.

Dort beteiligten  sich beide aktiv am Aufbau des „Werkdorp Wieringen“, einem Ausbildungslager zur Vorbereitung vor allem deutscher Juden auf die Auswanderung nach Palästina.

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Georg und Hedwig Flatow konnten diese Möglichkeit nicht nutzen, sondern wurden nach der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen im September 1943 im Sammellager Westerbork interniert und von dort nach Theresienstadt deportiert. Am 12. Oktober 1944 brachte sie dann ein Transport nach Auschwitz.

Die Tochter, die nach England emigrieren konnte, setzte diesen Tag als Todesdatum fest.

Am 12. Oktober 2014 wurden vor dem Haus Niklasstraße 5 die Stolpersteine für die Familie Flatow verlegt und eine nahegelegener Platz nach Hedwig und Georg Flatow benannt. Siehe:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/zehlendorf/ueber18/zehlendorf-stolperstein-fuer-georg-flatow-die-nazis-und-der-arbeiterfreund/10813826.html

Außerdem gab es einen Artikel in der Berliner Woche:

http://www.berliner-woche.de/nachrichten/bezirk-steglitz-zehlendorf/zehlendorf/artikel/51935-platzbenennung-und-verlegung-von-stolpersteinen/

Familiendokumente der Flatows sind beim Leo-Baeck-Institut in New York hinterlegt: http://archive.org/details/georgflatowf001 )

In der Friedrich-Ebert-Stiftung ist eine Broschüre zu Georg Flatow in Vorbereitung, die voraussichtlich noch 2019  erscheinen wird. Einzelheiten dazu können bei mir erfragt werden.  schlachtensee  und dann gleich @jordandirk.de