Kriegsende in Schlachtensee: 24.-26. April 1945

Auf dieser Seite möchte ich Berichte und Fotos von den Apriltagen 1945 in Schlachtensee veröffentlichen. Bisher kenne ich sechs Berichte aus Schlachtensee, und hoffe, dass es möglich ist, weitere zu finden. Aus anderen Teilen von Zehlendorf, von Wannsee u. a. gibt es solche Berichte. Im Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf vom 23.04.2020 wurden einige veröffentlicht. Mehr hier: Tagesspiegel Newsletter vom 23

Ich bitte also alle, die diese Seite lesen und die  Berichte, Tagebucheinträge u.a. haben oder Quellen kennen, wo welche zu finden sind, mir diese zur Verfügung zu stellen:  schlachtensee   und dann gleich  @jordandirk.de

(04b)Aufmarschplan der Roten Armee

Aufmarschplan der Roten Armee am 24.April 1945, Quelle: Wolf-Dieter Glatzel (Hg.), Krieg,ist schrecklich, mein Kind! Zehlendorfer erinnern sich an 1945, Berlin 2014 (2.Aufl.), S. 129 – entnommen Kurt Trumpa- Zehlendorfer Chronik, Das Ende des Krieges in Zehlendorf 1945, Berlin 1994, S. 13

1) Aus Tagebuchnotizen von Heinrich Walter Simon (geb. 1894)

Ort: Schemannzeile (Dubrowstraße) 51,

25. April 1945:

Gegen 6 Uhr morgens hört man Schießen von Geschützen und Maschinengewehren. Man sieht Russen auf den Straßen. Es wird geschossen. Um 6.45 ruft ein Russe vor der Hofkellertür: Kamerad, Kamerad. Herr P. macht auf. Der Russe spricht kein Deutsch, er besichtigt den Luftschutzkeller und den Kinderbunker. Er will Uhren haben. Er lässt sich Handgelenke und Taschen zeigen, untersucht aber nicht viel.

Mehr hier: Zeitzeugenbericht Heinrich Walter Simon

Zur Verfügung gestellt durch den Sohn, Herrn Dietmar Simon. Herzlichen Dank dafür.

2) Aus den Erinnerungen von Wolfgang Hammerschmidt

Ort Schemannzeile (Dubrowstraße) 14,

24. April 1945〉

…. Am S-Bahnhof Schmargendorf stiegen wir um in die U-Bahn zur Endstation „Krumme Lanke“ in Zehlendorf. Der Zug fuhr, jetzt halbleer, bis er aus dem Untergrund ins Freie mußte: ab Dahlem fuhr er in einem Einschnitt unter freiem Himmel. An dem tummelten sich sowjetische Schlachtflieger in Sturzflügen und Angriffen auf Bodenziele. Minutenlang blieb der Zug auf freier Strecke stehen, alle Gespräche waren verstummt. Endlich erreichte er über „Onkel Toms Hütte“ die Endstation. Als wir den Bahnhof verlassen hatten, mußten wir uns sofort flach aufs Pflaster werfen, weil wieder JAK-Bomber mit knatterndem Mündungsfeuer über die Argentinische Allee rasten. Ich hatte meinen Koffer vor Ruth Wendland und mich gestellt, als könnten meine paar Kleider die Kugeln aufhalten.

Nach kurzem Marsch erreichten wir den S-Bahnhof Zehlendorf-West. Unter der Bahnüberführung war der Volkssturm gerade dabei, eine aus Bahnschwellen errichtete Barrikade zu schließen. „Da könnt Ihr nicht mehr hin, der Iwan ist schon in Teltow“, meinte der Wortführer der kleinen Gruppe. Ruth Wendland zeigte ihm ihren Kirchenausweis: „Wir müssen Kranke in der Dubrowstraße versorgen und kommen dann zurück,“ antwortete sie mit freundlicher Selbstverständlichkeit. „Hier kommt Ihr nicht mehr durch, wir machen jetzt dicht“, war die Entgegnung. Wir schlüpften ohne weiteren Widerspruch durch die letzte Lücke der Barrikade. Das jämmerliche Häuflein von Zivilisten mit den Volkssturm-Armbinden bestand aus etwa einem Dutzend Männer, teils Knaben von 15 Jahren, teils ihren Großvätern jenseits der 60. Sie hatten drei oder vier Panzerfäuste und nicht einmal einen Karabiner pro Mann.

Nach zweihundert Schritten waren wir am Ziel, dem Eckhaus Dubrowstraße / Eitel-Fritz Straße[1]. einem alten Villenbau mit Türmchen und Garten. Ruth Wendland schloß auf und nahm mich die Treppe hinauf mit in ihre kleine Wohnung im Turm des Hauses. Die Zimmer lagen übereinander. …

Mehr hier: Dubrowstraße 14 Wolfgang Hammerschmidt Befreiung

〈Es handelte sich um das Haus Dubrowstraße 21/23. Es wurde um 1924 für den Kaufmann (Bau- und Nutzholzhandlung) Otto Kersten gebaut. Dort wohnte ab 1936 SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS August Heißmeyer (1898-1979(!)), Leiter des SS-Hauptamtes. Er war mit der Reichsfrauenschaftsführerin Gertrud Scholtz-Klink (1902 -1999(!)) verheiratet. Ab 1942 wohnte dort SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS August Frank (1898-1984(!)), Leiter des SS-Wirtschafts- und Verwaltungsamtes, Unter den Eichen 128 – 135. 〉

Wolfgang Hammerschmidt, Spurensuche   Zur Geschichte der jüdischen Familie Hammerschmidt aus Cottbus, Gießen 1996  (Psychosozial- Verlag), S. 79 – 81 (Kapitel 5  Die Befreiung)

3) Erinnerungen  von Lieselotte Schlehan

Am 25. hörten wir morgens, wie schliefen schon eine Woche im Luftschutzkeller, einen Panzer durch die Eitel-Fritz-Straße fahren.

Mehr hier: Schlehan

4) Erinnerungen von Rose-Marie Uhlemann

Wenn ich an die letzten Kriegstage zurückdenke, so sind mir einige angsterfülIte Situationen in Erinnerung geblieben. Über zwei besondere Situationen will ich im folgenden berichten:

Mehr hier: Uhlemann

5) Erinnerungen von Gudrun Zippel

60 Jahre nach Kriegsende — Wie viele Begebenheiten kommen mir in den Sinn!

Mehr hier: Zippel

6) Erinnerungen von Susanne Wisten-Weyl

….   So, jetzt hörte man schon so, ich würde sagen, zwei Tage vor dem 25. April Kanonendonner u.a. .. Wir haben eigentlich, das  muss ich Ihnen hier gestehen, auch wenn Sie es mit Entsetzen jetzt hören, dringend auf die Russen gewartet.  …..

Und plötzlich hörte man ein starkes Grollen und da fuhren hier die Krottnauerstraße Panzer entlang. Und wir alle an unser Küchenfenster. Und das ganze Haus rausgebeugt, inklusive Gruners, die schnelle rübergekommen waren und die Russen kommen.

Mehr hier: Weyl Kriegsende

7) Kleine Erzählungen eines damals kleinen Jungen . . . .
     von
Giulio Vogliano

. . . . . vor 75 Jahren

Am 24. April 1945 morgens war der Geschützdonner, der um 6.00 Uhr früh begonnen hatte und die Stalinorgeln auf den südlichen Teil des Berliner Vorortes Zehlendorf hatten prasseln lassen, wieder vorbei. Ruhe vor dem Sturm? Immer wieder hatte es geheißen, der Russe sei noch weit weg, und nun hatten die Werferbatterien der Roten Armee uns eines Besseren belehrt, denn bis zum Teltowkanal betrug die Distanz zu uns in die Forststraße keine 6 Kilometer.

Mehr hier: Giulio Vogliano2

 

Der 25. April 1945 war nicht nur der Tag der Befreiung in Schlachtensee, sondern auch in Italien. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Befreiung_Italiens
Siehe auch: https://www.tagesspiegel.de/kultur/75-jahre-befreiung-und-neuanfang-in-italien-zorn-auf-die-deutschen/25771602.html

Außerdem trafen sich die amerikanischen und sowjetischen Truppen an diesem Tag an der Elbe. (Tag von Torgau). Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Elbe_Day
Siehe auch: https://www.tagesspiegel.de/politik/75-jahre-elbe-day-sternstunde-der-diplomatie-als-inspiration-fuer-den-kampf-gegen-covid-19/25772068.html

An dem selben Tag trafen sich auch die im Norden von Berlin angreifenden 1. Weißrussische Front unter Führung von Marschall Schukow mit der im Süden vorrückenden 1. Ukrainische Front unter Führung von Marschall Konew in Ketzin nördlich von Potsdam.  Im Tagesspiegel vom 2.5.2020 wird der „Kampf um Berlin“ genauer beschrieben: https://www.tagesspiegel.de/berlin/die-schlacht-um-berlin-wettlauf-zum-reichstag-die-letzten-tage-des-zweiten-weltkriegs/25770846.html

https://www.tagesspiegel.de/berlin/kriegsende-in-berlin-das-ende/25788238.html

https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/furiose-hitler-ausstellung-in-berlin-im-bunker-der-gewissheiten/25791504.html

https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/75-jahre-nach-kriegsende-die-geschichte-einer-lebenslangen-suche-nach-dem-kleinen-bruder/25788396.html

Die Holocaust-Überlebende Ruth Weiß hat anlässlich des 75. Jahrestags des  Endes des Holocauts und des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Herrschaft eine virtuelle Lesung gehalten. Dabei wird sie nicht nur die deutsche, europäische und jüdische, sondern auch die afrikanische Perspektive zu diesem epochalen Ereignis deutlich machen.  Zu finden hier:
https://vimeo.com/415696483